Der
1. August in der Schweiz kein Tag wie jeder andere, ein Feiertag sehr wohl, aber auf jeden Fall in gewisser Weise Ausnahmezustand und um so mehr wenn er aufs Wochenende fällt.
Schon am 31. Juli geht es in Basel los mit dem alljährlichen grossen Feuerwerk über dem Rhein, die Stadt versinkt in Müll und Alkohol, man könnte manchmal eher das Gefühl haben man wohne dem St. Patricks day bei. Ich für meinen Teil blieb darum lieber zu Hause und beobachtete das bunte Treiben am Nachthimmel vom Balkon aus.
Am nächsten Tag waren zuerst mal die familiären Verpflichtungen dran, Essen bei meinen Eltern und deren Freunden und Bekannten. Was hier ein wenig nach Spiessrutenlauf klingt war eigentlich ein gemütlicher Nachmittag mit gutem Essen, auch wenn ich nicht ganz auf der Höhe war. Zu lange geschlafen und Hitze macht mich generell etwas träge, dafür brachte mich das Couscous mit Huhn und angenehm scharfer Sauce wieder auf Zack.
Soweit doch alles gut, aber bestimmt hat sich jetzt jemand gefragt wo diese im Titel erwähnten Kleinkinder abgeblieben sind. Nur keine Sorge, zu denen komme ich gleich noch.
Am späteren Abend machte ich mich mit meinem Bruder zu einer Party eines gemeinsamen Freundes auf um diesen Feiertag würdig im grösseren Bekanntenkreis zu begehen und um mal wieder ein paar bekannte Gesichter wieder zu sehen. Die Party selber fand auf der Dachterrasse eines Wohnblocks statt, da unsere Freund im obersten Stock wohnt hat er diese praktisch für sich alleine. Angrenzend an diese und wegen der Hanglage etwas höher liegend, befand sich die Dachterrasse seiner Nachbarn. Mit diesen war er bis jetzt ohne grössere Probleme zurecht gekommen und alles deutete auf ein entspannt nachbarschaftliches Verhältnis hin.
Wir kamen also da an, in der halben Stadt und Umgebung krachte und knallte es immer noch fleissig, die Bundesfeiertagsfeuerwerker fröhnten ihrer jährlichen Berufung und der legalen Pyromanie. Auf dem Dach herrschte eine entspannte Partystimmung, auf dem Tisch türmten sich Essensreste und gebrauchtes Partygeschirr aus Plastik und auch der Holzkohlegrill glomm nur noch friedlich vor sich hin. Das ist die Phase einer gediegenen Party, die ohne Musik auskommt, wo man mit gesättigten und todzufriedenen Menschen interessante Gespräche führen und manchmal sogar philosophieren kann, je nach Bierpegel.
Um das Ganze dann schliesslich zu krönen plante unser Gastgeber einen kleinen Beitrag zum allgemeinen Feiertagsfeuerwerk, die Nachbarn wurden informiert. Nach einigen kleinen Absicherungen, sprich Flugwinkelcheck, Brandschutzmassnahmen, ect. rasten schon bald die ersten Raketen in den Himmel, Vulkane sorgten für ein schönes Lichtspektakel. Auch die Nachbarn machten mit und fakelten ihren Vulkan auf ihrer Brüstung ab, die Liegestühle waren gerade noch ausser Reichweite. Allerdings beschwerten sie sich dann auf einmal, dass sämtliche Raketenreste bei ihnen landen würden, ein Fakt womit man als Terassen- und Gartenbesitzer in der Schweiz um diese Zeit des Jahres leben muss. Gut, abgesehen davon, dass das von der Flug und Windrichtung her sehr unwahrscheinlich war, waren unsere Feuerwerker so freundlich und verlegten die Startrampe etwas weiter weg und korrigierten den Schusswinkel. Keine fünf Minuten später folgten weitere Beschwerden, die Polster der Gartenmöbel wurden durch Funkenflug unserer Raketen Brandlöcher kriegen. Ok, die Stimmung der Feuerwerker geht langsam in den Keller, denn abgesehen, dass das von der Flugbahn her sehr unwahrscheinlich war, stellt man zu dieser Zeit des Jahre auch keine Polstermöbel in den Garten oder auf die Dachterrasse, gut man kann schon, aber dann darf man sich nicht über die Folgen wundern.
Aber geduldig und friedlich wie unser Gastgeber war, verzichtete er auf weitere Raketen und beschränkte sich Vulkane und so ein orgelpfeifenähnliches Ding, das verschiedenfarbige Feuerkugeln in den Himmel schoss, die Überreste landeten wohlgemerkt auf seiner Terrasse.
Soweit so gut....
"Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt." - Friedrich Schiller, Wilhelm Tell
Wir sassen immer noch da, langsam hoffte auch die Partygesellschaft darauf, dass unsere Zaungäste sich mal langsam wieder einkriegen. Weit gefehlt. Nachdem ein weiterer Vulkan abgebrannt war, kam von oben der Gartenschlauch zum Einsatz....
Ohne Rücksicht auf Verluste wurde der Wasserstrahl kreuz und quer durch eine friedlich feiernde Gruppe Menschen geschwenkt, mit höhnischen Rufen: "Soviel Rauch, da brennts!"
Die Leute haben jedoch wahnsinnig cool reagiert und brachten den Wasserstrahl mit der Frage zum versiegen, ob so altersgemässes Benehmen aussieht. Ich glaube dann haben sie gemerkt wie lächerlich sie sich aufgeführt haben, denn alle waren betont höflich und sehr anständig.
Auf jeden Fall war die Stimmung leicht gedrückt und das Gesprächsthema Nr 1 waren alte Menschen im Zusammenhang mit Respekt und Respektlosigkeit.