Sonntag, 10. Januar 2010

Leben statt Quatschen

Das Heidentum, oder Neo-Paganismus. Vordergründig tolerant solange es nicht um Christen oder Vertreter von Menschen geht die einem nicht ins Welbild passen. Seit Jahren streife ich durch die Welt der Internetheiden, gehe auf Heidentreffen, bin Mitglied in der alten Sitte und führe seit einem Jahr ein paganes Webforum. Die Problematik die ich jedoch dabei antreffe ist meist dei gleiche und mit Glauben in dem Sinne hat das Ganze eigentlich nicht immer was zu tun. Dabei wäre es so einfach wirklich eine Alternative zu schaffen. Ich meine warum sollten Heiden sich durch weiss der Geier was abheben von der Masse oder abgrenzen? Warum? Wir sind doch letztendlich auch ein Teil der Gesellschaft in der wir leben, ist das woran wir glauben wirklich so gross, dass das jetzt einen so wahnsinnigen Unterschied macht? Naja, so hat es im Christentum auch angefangen, aber wollen wir wirklich ausgetrampelte Pfade beschreiten die genau dahinführen zu dem was wir kritisieren? Dogmatismus, Machtspielchen, Klerus und vieles mehr?
Wir brauchen keine Lobby, ich wüsste nicht für was, denn der Glaube tendiert dazu kugelsicher zu sein und die Verfolgung von glaubenden Menschen hat noch nie etwas gebracht noch den Glauben ausgerottet. Eine Lobby braucht man für die Politik, wenn man Einfluss nehmen will und, das unterstelle ich jetzt mal, eine kirchenähnliche Struktur mit Hohepriestern und Dogmen bilden will. Aber das halte ich bei den Heiden für schlichtweg unmöglich, weil dafür müsste man alle auf eine Linie trimmen, also auf einen gemeinsamen glaubenstechnischen Nenner bringen, so wie das in den frühen Kirchenkonzilen gemacht wurde. Da die Heiden jedoch sehr stark individualistisch veranlagt sind, da keine Priesterschaft eine einheitliche Lehre vorgab, sind auch die Ansichten in Punkto Glaube sehr unterschiedlich. Ein guter Freund bezeichnete das mal als drei Heiden Fünf Meinungen. Aber darin liegt auch die Stärke, das nimmt jeglichen machthungrigen Möchtegerntheokraten den Nährboden, sprich eigentlich zerstört das die Grundlage einer totalitären Glaubenswelt.
Nichtdestotrotz versucht man seit Jahren für die Heidenwelt eine Vertretung gegen aussen aufzubauen und das betrifft jetzt nicht nur Gestalten wie Geza von Nemeny, seines Zeichens selbsternannter Obergode und Heidenpapst, der auf Du und Du mit allen Göttern ist und allen seine Sicht der Dinge ungefragt auf die Nase bindet, sondern auch andere.
Es begann eigentlich mit unserer Aktion gegen den Missbrauch religiöser Symbole durch Rechtsextremisten, der Start war gut, aber jetzt im Nachhinein sehe ich, dass die ganze Sache von vorneherein zum Scheitern verurteilt war, denn letztendlich wurde viel gequatscht, zuviele Alphatiere auf einem Haufen und eine Person, die nichts besseres weiss als einen rechtsextremistisch vorbelasteten, kontroversen und stalkenden Forentroll in eine Aktionsgemeinschaft zu bringen, die sich gegen rechtsextreme Umtriebe richtet. Dazu kam auch noch, dass sich diese Aktion in eine Richtung entwickelte, die so gar nicht vorgesehen war, grosses Tratra, T-Shirts und noch vieles mehr. Auch wurde nicht berücksichtigt, dass gewisse Leute nicht im Internet zu Hause sind und sich auch ihr Leben nicht dort abspielt, sondern im realen Leben mit Arbeit, Haushalt und Familie. Das Resultat lag auf der Hand und es kam zum Big Bang. Doch kurz darauf schöpften wir nochmals Hoffnung, denn im Zentralrat der Heiden hätte es weitergehen können, gesitteter, ruhiger und ohne Profilierungssucht. Leider kam es auch hier anders, statt das man langsam mal kleine Brötchen buck, ging es hier schlussendich auch wieder darum einen Verein zu gründen der die Heiden nach aussen vertritt. Da auch noch der Störenfried Nummero Uno auftauchte und die Arbeitsbelastung im Büro stark zunahm klinkte ich mich aus der Diskussion aus um abzuwarten bis der Wahn vorüber war.
Und nun ist er vorüber, wieder ein Big Bang, wieder viel Gerede und Politik, Intoleranz, Dogmatismus und vieles mehr, nur um den Glauben schien es nicht wirklich zu gehen.
Ich nutzte derweil die Zeit um meinen Glauben auszuleben und zu pflegen und das bedeutet LEBEN.
Ich nahm an Sumbel teil, trank mit Freunden auf die Götter und genoss schöne Momente, marschierte in den Rauhnächten mit dem Totenheer und ging in mich selbst.
Das alles ist mir viel wichtiger als auf Esoteriker zu schimpfen, oder jemanden als "falschen" Wicca zu bezeichnen oder andere dümmlich, intolerante Haarspaltereien. Letztendlich lebt jeder seinen Glauben auf seine Art und solange er niemanden damit Schaden zufügt ist es richtig. Vor allem, kann doch keiner sagen wie der Glaube richtig ist, oder wie man ihn korrekt lebt, das weiss jeder selber am Besten und wenn man ihn nicht traditionell lebt, dann erschafft man somit etwas Neues. Das ist der Wind der Veränderung und der sind meiner Meinung nach sowohl das Bild das wir uns von den Göttern machen und auch die Riten gleichermassen unterworfen.

Lasst die Leute leben und lebt euer Leben.

1 Kommentar:

Im Zweiten Stock hat gesagt…

Wir Menschen lieben sen Urwald und tun alles um ihn zu ordnen und zu bändigen
Liebe Grüße
Elsbeth