Ich kann nicht sagen das ich Luftsprünge mache wenn irgendein unscheinbares Couvert mit unserem Staatswappen den Weg in meinen Briefkasten findet. Meist befindet sich darin ein Marschbefehl (Umgangssprachlich wird das M vorne weggelassen, weil man wieder drei Wochen lang selbiger ist) und ein paar Hintergrundinfos über das diesjährige Unterhaltungsprogramm. Klingt doch soweit nach fröhlichem Pfadfinderlager, weit gefehlt, Pfadfinder haben mehr Eigenverantwortung als Soldaten, haben keine Munition und sind organisiert. Und es ist genau letzteres was diese drei Wochen so problematisch macht. Wenn die Linke Hand nicht weiss was die Rechte tut, wieder mal alles so schön im Chaos endet und man sich dann leise fragt in welchem Irrenhaus man hier denn wieder gelandet ist.
Aber dieses Jahr werde ich zum zweiten Mal in meinem Leben das Gefühl haben in Grün was sinnvolles zu Tun. Laut den zugesandten Unterlagen werden wir körperlich und geistig handicapierten Menschen die Gelegenheit geben für zehn Tage ihre Krankheit oder den Alltag im Heim zu vergessen. Vor allem ist es sehr entspannend wenn dann in solchen Fällen die Leute mit Fachkompetenz in den Vordergrund rücken und sich diejenigen zwar den Dienstgrad, aber keine fachliche (oder keine andere als sinnfreie Befehle brüllen und sich aufblähen) Kompetenz haben, sich brav in den Hintergrund verziehen. Ich mag mich noch gut erinnern wie alle unsere Medizinmänner, Pflegefachleute und Seelsorger (inklusive Feldprediger), dem Kommandanten aufs Dach gestiegen sind. Das Fussvolk hätte nach acht Stunden Knochenjob, mit Menschen die nicht gerade alltäglich sind und so manchen der es nicht gewohnt ist überfordern können, für weitere acht Stunden zu Übungen und Drill herangezogen werden sollen. Wie gesagt, alles Was Rang und Fachkompetenz hatte stieg denen aufs Dach und das nicht zu knapp. Das Hauptargument war: wenn Qualität und Qualität gewährleistet bleiben sollen, dann muss das Personal, dass sich um die Leute kümmert und grösstenteils nicht vom Fach ist, die Möglichkeit haben abzuschalten und sich zu erholen. Während irgendwelcher sinnfreien Übungen, sprich herumgeballere und anderem Mist der nicht primär unser Auftrag ist, sich da eher negativ auswirken wird.
Das war eines der ersten Male, dass wirklich Leute mit Hirn über die starren Regeln triumphiert haben, ausserdem wurden wir, dank der Sonderbefugnisse des Feldpredigers, auf einer Wiese abseits der Unterkunft zusammengerufen und nach unserer Meinung und unserer Einschätzung des Ganzen gefragt. Mich hat damals fast der Schlag getroffen. Immerhin, wir kriegten die Möglichkeit uns zu entspannen, durften sogar das Sportangebot in der Feriendorfanlage frei Nutzen um unsere Batterien wieder aufzuladen. Denn so eindrücklich und wirklich schön die Arbeit mit diesen Menschen auch war, es war auch anstrengend.
Letztes Jahr haben wir leider unser Führungspersonal nicht gerade von der kompetenten Seite kennengelernt, aber die Fachleute haben wir immer noch und ich hoffe sie können sich diesmal genau so gut gegen die Inkompetenz und gegen den Schwachsinn in Grün durchsetzen wie damals.
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