Donnerstag, 21. Mai 2009

Des Nachts im ICQ

Es war noch im letzten Jahr, an einem ganz bestimmten Tag. Wir hatten gerade einige unerfreuliche Ereignisse, ein Teammitglied war ausgetickt und warf mit Drohungen um sich, die Lage war angespannt und weitere Existenz des Forums, in das wir alle viel Herzblut gesteckt haben, stand auf dem Spiel.
Es war so gegen vier Uhr, die tobende Wortschlacht näherte sich dem Ende, als mich unverhofft ein unbekannter im ICQ anschrieb. Meine Laune war nicht die Beste, denn eigentlich musste ich am nächsten Tag wieder um sieben raus um zu arbeiten. Um so mehr kochte mein Blut als sich dieser unbekannte als jemand sehr bekanntes entpuppte, der dem Forum schon bei mehr als einer Gelegenheit Ärger beschert hatte. Jedenfalls behauptete er verhandeln zu wollen. Das erstaunte mich zuerst ziemlich, in wessen Namen fragte ich mich? Und was zur Hölle wollte er damit bezwecken, denn die Aufhebung seiner Verbannung stand nie zur Debatte und wird es auch nie.
Naja, ich war ziemlich pampig und wurde es noch mehr, als er statt klarer Worte nur wieder das übliche nebulöse Geschwurbel von sich gab. Bitte merken, es gibt nichts was mich um vier Uhr morgens, WERKTAGS, mehr auf die Palme bringt, wenn ich todmüde irgendwelchem sinnfreiem Gefasel und um den Brei rumgerede ertragen muss. Da ich zuvor sowieso schon geladen war, kann man sich denken wie ich reagiert habe.
Was diese Person damit bezweckte oder hoffte zu bezwecken ist mir immer noch schleierhaft, denn das ich ihn reumütig, wie ein verstossenes Kind dem ich Unrecht getan hatte, wieder in die Arme schliessen würde, kann man nur als fern jeglicher Realität bezeichnen. Einige interessante Sachen habe ich dennoch anhand dieses halbrealen Dialoges herausgefunden.

Die Person bezeichnete sich selbst als den Surtur aller gutmenschlichen Neopagans und das ich und andere die Lüge verbreitet hätten, dass er für all unsere Probleme verantwortlich wäre, wir hätten diese sogar regelrecht zur Weltordnung gemacht.
Ich weiss nicht in welcher Realität dieser Mensch lebt, er hat sich nicht viele Freunde gemacht über die Jahre und für einigen Ärger gesorgt, aber die wirklich grossen Probleme hat nicht er verursacht, da nimmt er sich ziemlich wichtig. Zu wichtig.

Dann kam er mir mit der Mitleid und Moralschiene, das lief am Ende darauf raus, dass ich natürlich schuld daran bin, dass er keine Wiedergutmachung leisten konnte, als ob er das jemals versucht hätte. Ich glaubte nicht, dass er das weder ernst noch ehrlich meinte, in meinen Augen nur ein Versuch seine Unfähigkeit und seinen Teil der Schuld auf andere abzuwälzen, so wie er es immer tat. Alle anderen sind die Bösen, er ist anständig und rechtschaffend und soll gefälligst vernichtet werden.

Die Leier ging natürlich noch weiter, ich selber hätte ne Menge Dreck am Stecken und sollte mich fragen ob ich der Gute und Reine bin als den ich mich gerne hinstellen würde. Also ich kungele nicht mit Nazis und Rassisten, ich belüge nicht meine eigene Community und hinter mir steht kein Verlag und keine rechtsextreme Organisation. Da bin nur ich allein.
Über das Gut und Rein, Palladin in schimmernder Rüstung, ect...was soll ich dazu sagen? Ich bin ein hundskommuner normaler Mensch mit all seinen Schwächen und Problemchen, nur gehe ich damit nicht hausieren und wehre mich auch dagegen auf einen Sockel gehoben zu werden. Ich mag keine Sockel und hohen Rösser, da ich akrophobiker bin.

Tja, mit dem Jungen haben wir wirklich gravierende Fehler gemacht, das sehe ich jetzt ein. Wir hätten viel früher konsequent sein sollen, dann wäre es nie dermassen eskaliert. Stattdessen haben wir reagiert wie Traumtänzer, wobei man anmerken muss, dass wir damals vollkommen unerfahren waren, und versucht ihn mit Reden zur Vernunft zu bringen. Dabei wäre es besser gewesen wir hätten ihn gleich nach den ersten Vorfällen verwarnt und ihn im Wiederholungsfall rausgeschmissen. Das sind nun mal Erfahrungswerte, die einen lernen leichter, die anderen, so wie wir, mussten es auf die harte Tour lernen.

So das wars wieder mal und hoffentlich zum letzten mal was diese Person angeht.

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