Vor etwas mehr als sieben Jahren, warf man mir ein Bündel verwaschener grüner Kleider hin und wies mich an in einen Haufen wildfremder Menschen einzureihen. Es folgten lange Monate körperlichen Drills, militärischer Schwachsinn, der einem an der allgemeinen Intelligenz der Menschheit zweifeln liess und eine knallharte Ausbildung im Sanitätswesen.
Ich habe Heute noch teilweise den Geruch der feuchten Erde in der Nase, wenn ich daran denke wie wir uns zu viert mit einer Trage mitsamt "Verwundetem" in voller Ausrüstung plus Chemieschutzanzug unter der Stacheldrahtbahn hindurchquälten. Fuss einhaken unter der Trage und am Holm reissen bis es vorwärts geht durch den Dreck, mal wieder mit dem Helmüberzug im Stacheldraht hängenbleiben und weiter im Wissen das es gleich noch schlimmer kommt. Und hintendran die Vorgesetzten mit der Stoppuhr....Bis man dann Abends abgekämpft und verschwitzt wieder in einem Kasernenbau hockt, dumme Sprüche klopft und sich den Dreck in Rekordzeit runterwäscht weil der Zapfenstreich unmittelbar bevor steht.
Mittlerweile geht es anders zu, man wird älter und lernt den Kontrollmechanismen zu entgehen, seine Vorgesetzten meisterlich zu täuschen und zu bescheissen. Man weiss wie die Dinge laufen und wo es was zu holen gibt, welche Jobs nur Ärger bedeuten und welche hingegen eine ruhige Kugel erlauben. Irgendwann merkt jeder, dass sich engagement in dem Verein nicht auszahlt und man besser nur so tut als ob, damit man bloss nicht noch eine Aufgabe aufs Auge gedrückt bekommt. Und als älteres Semester kann man sich auch gewisse Dinge leisten
Dinge wie zum Beispiel einen Vorgesetzten zusammenstauchen, der gerade vollkommene Selbstsicherheit bei totaler Ahnungslosigkeit praktiziert. Man kann aber auch nett sein und dem Mann ne goldene Brücke bauen, vorrausgesetzt er macht seinen Leute nicht das Leben schwer.
Tja und gibts noch etwas was ich praktiziere, Individualität. Ist nicht einfach in dem Verein, aber wenn man mal gelernt hat sich innerhalb der Masse zu tarnen und nicht aufzufallen, dann kann sich als freies Wesen bewegen und mehr oder weniger tun was man will.
Trotz all dieser Erfahrungen, oder besser gesagt diesem Kurs der geistigen Verweigerung bin ich langsam froh, dass sich meine Zeit bei den grünen Jungs dem Ende nähert. Noch drei Jahre Dienst und ich habe mein Soll erfüllt und nach einer fast zehnjährigen Karriere als Unterhund in der Landesverteidigung. Ich werde nicht traurig sein, wenn es zu Ende ist.
So langsam plane ich meinen letzten Dienst, ich habe noch ein Kerbholz an Vergehen aufzufüllen, so gewisse Frechheiten die ich mir noch leisten will zum Abschluss. Das mag jetzt asozial klingen, aber nach gewissen Dingen die ich miterleben musste, ist das nicht mehr als recht. Vielleicht schreibe ich mal später was dazu.
Das Jahr nähert sich bald dem Ende und es wird gewiss nicht mehr lange dauern bis wieder ein Umschlag mit dem eidgenössischen Wappen in meinem Briefkasten liegt. Wenn es dann wieder heisst die Ausrüstung aus dem Keller holen, die Dienstwaffe entstauben und wieder mal einen Monat lang Realsatire erleben zu müssen.
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vor 12 Jahren
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